Gut sortierte Hopfenhändler haben alle dasselbe Problem.

Von einigen Hopfensorten gibt es immer zu wenig und von anderen zuviel, so dass in den Kühllägern der Händler irrsinnige Mengen darauf warten in die Extrakte zu kommen, wenn es nicht wieder eine schlechte Ernte gibt und sich die Läger wieder leeren.

Grund hierfür ist das Einkaufsverhalten der Brauer, welche nun auch in Deutschland immer mehr exotische Sorten suchen und besondere Biere brauen wollen. Nun gibt es hier zwei Typen von Brauern.

Hopfenhandel ist ein langfristig geplantes und ernteabhängiges Geschäft

Erstens, der Planer. Hier sind wir bei klassisch größeren Brauereien oder Hausbrauereien mit vielen untergärigen Sorten und zahlreichen Tanks. Diese Kunden sollte man als Hopfenhändler für die angenehmsten halten. Sude werden Monate im voraus geplant und Hopfen teilweise über 3-5 Jahre hinweg kontrahiert. Das ist aber nicht immer so praktisch. Denn nicht nur schlechte Planung, sondern auch das Wetter und der Biertrinker kann einem den Strich durch die Rechnung machen. Ein heißer Fußballsommer und schon sind die Tanks leer und dringend wird Hopfen gebraucht, der aber nicht mehr verfügbar ist.

Alternativ, der schlechte Absatz oder eine zu großzügige Planung und dadurch Restmengen im Hopfenkontrakt, die nicht abgerufen werden. Gern werden mal 20% mehr kontrahiert, als durchschnittlich gebraucht werden. Dann sind diese Mengen natürlich auch nicht gleich für den freien Markt verfügbar. Dann kommt die typische unterjährige Verhandlung, ob man nicht weniger abrufen kann, auch wenn der Kontraktpreis eigentlich für die größere Menge gedacht war. Wenn es um Mangelsorten zu der Zeit geht, kauft der Hopfenanbieter auch gern Mengen zurück, egal ob sie schon ausgeliefert wurden oder nicht. So kommen auch wieder Spotmengen an den Markt, die für den zweiten Typ Brauer interessant sind.

Der Hopfenmarkt ist noch zu Träge für die Kreativbrauer

Zweitens, der Kreativbrauer. Nicht alle sind besonders kreativ, einige davon haben auch einfach zu viel Zeit im Gärkeller verbracht, um mal nach den Rohstoffen zu schauen. Insgesamt, sind diese Kunden weniger preisempfindlich, aber es muss schnell gehen. Dafür gibt es dann den Spotmarkt, also die Läger der Hopfenhändler, welche mal mehr und mal weniger für diese Klientel auf Lager gelegt haben. Man kalkuliert immer eine Menge der Ernte für Spotgeschäfte ein, aber neben den bekannten Faktoren von Wetter und Bierkonsum, spielt hier auch noch der aktuelle Hopfentrend eine Rolle. Da werden Sorten nachgefragt, die schon vor drei Jahren als der Kontrakt für Typ eins gemacht wurde, ausverkauft waren! Jetzt beginnt das Spiel.

„Wer hat noch was, ich zahle alles!“

Die letzte Gruppe ist die Klientel auf die ich mich spezialisiert habe, da ein weitreichendes Netzwerk zu Händlern auch Mangelsorten verfügbar macht.

Nun muss man sich trotzdem die Frage stellen, warum alle mit Trendhopfen wie Amarillo, Citra, Mosaic, Galaxy, Nelson Sauvin oder Simcoe brauen, von denen bekanntlich wenig bis gar keine Mengen verfügbar sind? Natürlich sind das phantastische Aromen, die durch diese Sorten ins Bier kommen, aber das können doch andere Hopfensorten auch oder besser. Nicht umsonst werden einzelne neue Sorten als „Ersatz“ gehandelt.

Probiert doch mal was eigenes aus!

Doch warum Mangelsorten ersetzen, wenn man mit ein wenig probieren hervorragende Sorten massenhaft im Markt hat, die für herausragende und auch kreative Biere geeignet sind. Teilweise sind es Traditionssorten in Deutschland oder den USA, aber auch aus Slowenien oder U.K.

Daher möchte ich einmal anregen sich mit dem Potenzial von Deutschen Sorten wie Taurus, Merkur, Opal, aber auch Magnum und Herkules auseinanderzusetzen. Mit US-Sorten wie Sterling, Liberty, Nugget, CTZ, oder einfach dem Fuggle, egal ob US oder UK. Natürlich gibt es auch neue Trendpotenziale, die sich noch nicht ausverkauft haben. Ich denke da an proprietäre Sorten meiner Partner, wie Pekko, Azzaca, Jaryllo und El Dorado.

Brian und der Hopfen

Meine Tür zum Kühlraum steht für Eure Experimente offen!